Lorenz Weber                                               

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NEMO
Eine autobiographische Soloperformance, die sich mit dem Spannungsfeld des sozialen Aufstiegs beschäftigt.  

Clownerie trifft auf Tanz. Verwebt mit Schatten- und Objekttheater, sowie eigenes komponierte Musikstücke.




Synopsis
Hier will ich nicht bleiben, dass wusste ich schon als Kind. Ich wollte mehr als nur das Leben im Umkreis des Plattenbaus. Aber dort wo ich dann sein werde, will ich auch nicht sein. Das weiß ich zumindest jetzt.

Aufsteiger. Das klingt so, als wäre ich früher arm genug gewesen, um mir kein Essen leisten zu können und heute reich genug, um mir einfach zu leisten was mir beliebt. Das hört sich übertrieben an, oder? Aber man übertreibt gerne, wenn man Aufstiegsgeschichten erzählt. Denn Aufstiegsgeschichten sind so schön, für die Aufgestiegenen und vor allem für diejenigen, zu denen man aufsteigt und auch für die es sich ansehen, von außen und sagen.. “Wow, der hat es geschafft. Schau, wenn man es wirklich will, kann man es auch schaffen. Wahnsinn!”

Dabei klingt das Wort Aufsteiger doch so euphorisch. Aufstieg ist gut, das weiß man, so wie man weiß, dass Regen nass macht. Alle wissen, dass Aufstieg gut ist. Nur der Aufsteiger weiß es manchmal nicht so ganz. Manchmal zweifelt er daran.

Denn Aufstieg macht einsam. Wer aufsteigt, der hat ein neues, ein anderes Leben, als zuvor. Er kann sich mit vielen liebenswürdigen Menschen umgeben, mit Freundinnen und Freunden, mit einer Partnerin. Er hat sich Jahrelang hochgekämpft, hat alles gegeben um aus sich selbst heraus zu wachsen, sich zu häuten und auszudehnen und ist dann dort wo er sein wollte und doch alleine. Dabei kann der Aufsteiger auch Kom­mi­li­to­n:in­nen und Kol­le­g:in­nen haben, die wie er aufgestiegen sind. Aber das muss er erst mal herausfinden. Denn wer aufgestiegen ist und um Anpassung kämpft, der versucht als Aufsteiger nicht aufzufallen.

Wer aufsteigt, kann auch mit aller Mühe den Kontakt zu seinen Eltern versuchen aufrechtzuerhalten. Ihm gehen die Gesprächsthemen beim Telefonieren trotzdem schneller aus als den Kindern, die ihrem Milieu treu geblieben sind.

Ich sitze nach einem Arbeitstag im Homeoffice auch mal alleine in meiner von Büchern und Zeitungen überwucherten Wohnung, die ich unbedingt noch alle lesen muss, um meine Aufstiegsspuren endlich zu verwischen. Und ich frage mich: Was wäre, wenn ich da geblieben wäre, wo ich herkomme?